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Aktuelle Situation Ukraine (2) Brief an OSZE-Vorsitzenden

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Appeal of the Dresden Peace Initiative to today’s OSCE Special Session on the Ukraine Crisis

Dear OSCE Chairman Zbigniew Rau,

(German below – Deutsch unten)

Because of the situation in eastern Ukraine, the Organization for Security and Cooperation in Europe (OSCE) is convening a special meeting today.

This is considered urgent by us peacekeepers, as we have already conveyed in our demands https://osze-peace.blogspot.com/ to your Secretary General on 14.02.2021.

A peace plan from 2015 under Franco-German mediation is not being implemented. This is also due to serious failures of the OSCE. We urge you, as Council Chair, to do more to ensure that international law regains the upper hand in Europe.
The Minsk (II) Agreement [ original: https://www.osce.org/files/f/documents/5/b/140221.pdf] established the following sequence:

  1. Ukraine shall bring into force by mid-March 2015 a law guaranteeing self-government to the territories in the east[ Org. Agreement 4.]
  2. Kyiv negotiates with the territories in the east the guidelines for local elections to be held under OSCE supervision in late 2015 [Org. Agreement 12.]
  3. by the time of the local elections, Kyiv shall implement a constitutional reform guaranteeing the territories in the east their rights and a special status. [Org. agreement 11th].
  4. the day after the elections are found valid by the OSCE, Kiev is given full control of the east of the country and also the borders with Russia from the rebels [ Org. Agreement 9th].

None of these agreements has yet been initiated, and for this the OSCE bears a substantial part of the blame. From this arose the present danger of war. It is claimed that for the disregard of this agreement Ukraine and the concerned eastern territories are equally responsible. This does not correspond to the actual course of events. Please remember:

At the time when Minsk II was signed, a cauldron battle was raging in the Donbass around the city of Debaltseve, where Ukrainian units were trapped. According to the Minsk Agreement, all heavy weapons were to be withdrawn kilometers behind the front line, which was not even possible in the encirclement because it was too small. Therefore, in plain language, this demand meant the evacuation of the encirclement, which Kiev refused to do. So, the encirclement battle was fought in February 2015 and many soldiers died completely senselessly because Kiev was not ready to allow them to withdraw as authorized by the rebels.

Moreover, in order for the rebels to lay down their arms without fear of retaliation, Kiev should declare a general amnesty for the soldiers on both sides, and there should be an „all for all“ prisoner exchange. All this should also happen before the elections.

Social problems: Kiev stopped all payments of social benefits (pensions, etc.) to people in the Donbass in the summer of 2014, imposed a de facto hunger blockade on the Donbass in January 2015, and cut off the Donbass from payments. In the Minsk Agreement, Kyiv pledged to resume payments, allow banking to resume, lift the hunger blockade, and allow humanitarian aid to enter the Donbass unimpeded.

Had all of these points been implemented in 2015, the civil war would have been over by the end of 2015. But Kyiv has not implemented a single one of the points and strictly refuses to negotiate directly with the rebels, which is the basis for implementing all of them.

In the process, the OSCE has so far failed to sustainably eliminate flashpoints of tension.

If in the night to last Sunday is stated [https://www.stern.de/news/osze-meldet-mehr-als-1500-verstoesse-gegen-waffenruhe-in-ostukraine–31641738.html]:

The observer mission of the Organization for Security and Cooperation in Europe (OSCE) has recorded more than 1500 violations of the ceasefire in eastern Ukraine within one day. On Friday, there were 591 military incidents in the Donetsk region, the OSCE reported on Saturday. In the neighboring region of Luhansk, 975 violations were recorded, it said. It said these were the highest numbers since the beginning of the year.

For peace-loving Europeans, the questions arise whether the possibilities of the OSCE are exhausted with undifferentiated observation and whether we can trust the OSCE at all if it neither initiates nor is responsible for analysis or real approaches to solutions.

Why not finally leave the polemical level (Munich Conference msc) and move on to impartial clarification of the factual issues?

It is not about petitioning the OSCE, but about its responsibility for peaceful coexistence on the European continent as a duty to bring.

Dresden Peace Initiative
signed Dr. Friedrich Naehring and Dr. Eberhard König

Dresden, February 22, 2022

Deutsches Original:
Appell der Friedensinitiative Dresden an die heutige OSZE-Sondersitzung zur Ukraine-Krise

Sehr geehrter Herr OSZE-Vorsitzender Zbigniew Rau,

Wegen der Lage in der Ostukraine beruft die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für heute eine Sondersitzung ein.

Dies wird von uns Friedenskräften als dringend notwendig angesehen, wie wir schon in unseren Forderungen https://osze-peace.blogspot.com/ an Ihre Generalsekretärin am 14.02.2021 übermittelt haben.

Ein Friedensplan von 2015 unter deutsch-französischer Vermittlung wird nicht umgesetzt. Das liegt auch an gravierenden Versäumnissen der OSZE. Sie, als Ratsvorsitzenden, ersuchen wir dringendst, mehr zu tun, damit in Europa Völkerrecht wieder die Oberhand gewinnt.

Im Minsker (II) Abkommen [Orginal: https://www.osce.org/files/f/documents/5/b/140221.pdf] wurde folgende Reihenfolge festgelegt:

  1. Die Ukraine setzt bis Mitte März 2015 ein Gesetz in Kraft, das den Gebieten im Osten Selbstverwaltung garantiert.[Org. Vereinbarung 4.]
  2. Kiew verhandelt mit den Gebieten im Osten die Richtlinien für Kommunalwahlen, die unter Aufsicht der OSZE Ende 2015 stattfinden sollen.[ Org. Vereinbarung 12.]
  3. Kiew setzt bis zu den Kommunalwahlen eine Verfassungsreform um, die den Gebieten im Osten ihre Rechte und einen Sonderstatus garantiert. [Org. Vereinbarung 11.].
  4. Am Tag, nachdem die Wahlen von der OSZE als gültig befunden sind, bekommt Kiew die volle Kontrolle über den Osten des Landes und auch die Grenzen zu Russland von den Rebellen übertragen [ Org. Vereinbarung 9.].

Keine dieser Vereinbarungen ist bisher in Angriff genommen, und dafür trifft die OSZE einen wesentlichen Teil der Schuld. Daraus erwuchs die heutige Kriegsgefahr. Es wird behauptet, dass für die Missachtung dieses Abkommens die Ukraine und die betroffenen Ostgebiete gleichermaßen verantwortlich sind. Das entspricht nicht dem tatsächlichen Ablauf. Erinnern Sie sich bitte:

Zu dem Zeitpunkt, als Minsk II unterzeichnet wurde, tobte im Donbass eine Kesselschlacht um die Stadt Debalzewe, in der ukrainische Einheiten eingeschlossen waren. Laut Minsker Abkommen sollten alle schweren Waffen kilometerweit hinter die Frontlinie abgezogen werden, was in dem Kessel gar nicht möglich war, denn er war zu klein. Diese Forderung bedeutete daher im Klartext die Räumung des Kessels, was Kiew aber ablehnte. Also wurde die Kesselschlacht im Februar 2015 ausgefochten und viele Soldaten sind vollkommen sinnlos gestorben, weil Kiew nicht bereit war, ihnen den von den Rebellen genehmigten Abzug zu gestatten.

Außerdem sollte Kiew, damit die Rebellen die Waffen ohne Furcht vor Vergeltung niederlegen können, eine Generalamnestie für die Soldaten auf beiden Seiten erklären, und es sollte ein Gefangenenaustausch „alle gegen alle“ stattfinden. All das sollte auch vor den Wahlen geschehen.

Soziale Probleme: Kiew hat im Sommer 2014 alle Auszahlungen von Sozialleistungen (Renten, etc.) an die Menschen im Donbass gestoppt, im Januar 2015 eine faktische Hungerblockade über den Donbass verhängt und den Donbass vom Zahlungsverkehr abgeklemmt. Im Minsker Abkommen hat Kiew sich verpflichtet, die Zahlungen wieder aufzunehmen, den Bankenverkehr wieder zuzulassen, die Hungerblockade aufzuheben und humanitäre Hilfe ungehindert in den Donbass zu lassen.

Wären all diese Punkte 2015 umgesetzt worden, wäre der Bürgerkrieg Ende 2015 vorbei gewesen. Aber Kiew hat nicht einen einzigen der Punkte umgesetzt und weigert sich strikt, direkt mit den Rebellen zu verhandeln, was aber die Grundlage für die Umsetzung all der Punkte ist.

Die OSZE vermochte es dabei bisher nicht, Spannungsherde nachhaltig zu beseitigen.

Wenn in der Nacht zum vergangenen Sonntag festgestellt wird [https://www.stern.de/news/osze-meldet-mehr-als-1500-verstoesse-gegen-waffenruhe-in-ostukraine–31641738.html]:

Die Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat innerhalb eines Tages mehr als 1500 Verstöße gegen die Waffenruhe in der Ostukraine verzeichnet. Am Freitag habe es in der Region Donezk 591 militärischen Zwischenfälle gegeben, teilte die OSZE am Samstag mit. In der Nachbarregion Luhansk seien 975 Verstöße registriert worden. Es handele sich um die höchste Zahlen seit Beginn des Jahres.

Dann stellen sich für friedliebende Europäer die Fragen, ob mit undifferenzierter Beobachtung die Möglichkeiten der OSZE ausgeschöpft sind und ob wir der OSZE überhaupt Vertrauen schenken können, wenn von ihr weder Analyse noch real Lösungsansätze initiiert und verantwortet werden.

Warum wird nicht endlich die polemische Ebene (Münchner Konferenz msc) verlassen und und zur unparteiischen Klärung der Sachfragen übergegangen?

Es geht nicht um Bittstellung an die OSZE, sondern um ihre Verantwortung für das friedliche Miteinander auf dem europäischen Kontinent als Bringepflicht.

Friedensinitiative Dresden
gezeichnet Dr. Friedrich Naehring und Dr. Eberhard König
Dresden, 22. Februar 2022